Original und Fälschung

Heute will ich ein bisschen über das geplante Märchenbuch verraten, das vermutlich meine nächste Neuerscheinung werden wird. Das Buch enthält zwölf Märchen aus aller Welt. Sie erzählen:

- von einem Buckligen, der ins Reich der Elfen gelangt (Irland)

- von einem wundersamen Topf, der einem armen Mädchen Glück bringt (Türkei)

- von einem traurigen König, den nur das Hemd eines Zufriedenen von seiner Schwermut heilen kann (Italien)

- von garstigen Trollen im Hedalwald, die zu dritt bloß ein Auge besitzen (Norwegen)

- von Bauern, die sich vor dem Zorn des Himmels fürchten und einen Sünder unter sich suchen, um ihn zu opfern (China)

- von einem Hasen am Anbeginn der Zeit, der das Feuer stiehlt (Creek-Indianer)

- von Eskimos, die mit ihren Kayaks in einen Sturm geraten und den Weg nach Hause nicht mehr finden (Eskimo)

- von einem Mann, der behauptet, einen Stein zu besitzen, aus dem man eine Suppe kochen kann (Irland)

- von einem Padischa, der einem seiner Untertanen einen Streich spielen will und am Ende selbst der Gelackmeierte ist (Turkmenistan)

- von geisterhaften Erscheinungen in einem Wald (Japan)

- von einem Jungen, der nach dem Tod seines Vaters lediglich den Schlaf erbt (Senegal)

- von einem Mann, der einem Traum folgt, und wie sich dieser Traum ganz anders bewahrheitet als gedacht (1001 Nacht). [Wem das Motiv bekannt vorkommt: Dieser Stoff wurde von Paulo Coelho in seinem „Alchemisten“ verarbeitet]

Für die Illustrationen bin ich in die verschiedenen Rollen geschlüpft und habe mit Hilfe von Freunden (Dank an Micha und Wolf!) Fotos als Referenzmaterial erstellt, die mir dabei helfen sollen, Körperhaltung, Faltenwurf und Schattenfall festzulegen. Zur Erheiterung der Passanten habe ich unter anderem einen König und einen Buckligen gegeben, eine Bäuerin, einen Afrikaner und drei Trolle. Keine Ahnung, was die Leute gedacht haben, als sie mitansahen, wie ich mit vollem Körpereinsatz schrie und flehte, gähnte, drohte, Kartons auf dem Kopf balancierte, auf zehn verschiedene Arten bei schönstem Sonnenschein vor einem imaginären Gewitter flüchtete oder mich mit einem Rucksack auf den Rücken gegen eine Wand warf. Da muss man durch.