Sonntag, 18. Mai 2014

Der nächste Krimi ist in Arbeit



Mit „Zeppelin 126“, meinem letzten Krimi aus der Weimarer Republik, habe ich mir selbst ein Bein gestellt. Der klassische poirot-artige Aufbau, die unerwarteten Wendungen im Plot, das Setting in einem der faszinierendsten Verkehrsmittel aller Zeiten und der spektakuläre Showdown – wie, verdammt noch mal, will ich das toppen? Ist es nicht geradezu vorprogrammiert, dass der Nachfolgeband alle Erwartungen enttäuschen muss?

Monatelang habe ich mir im vergangenen Jahr den Kopf zerbrochen, wie ich Handlung und Figurenkonstellationen in Band 5 ähnlich aufregend gestalten und welche extravaganten Schauplätze ich dort einführen könnte, doch am Ende bin ich zu dem Schluss gelangt, dass es Unsinn ist, eine Geschichte künstlich aufzupeppen, dass ich vielmehr der spannenden Zeit und dem Thema vertrauen sollte. Band 5 spielt nämlich im Theatermilieu, das ich aufgrund meiner vierzehnjährigen Tätigkeit an deutschen Theatern aus dem Effeff kenne (mehr dazu vielleicht ein andermal).

Das Konzept erarbeitete ich dann im Groben bereits im letzten Herbst, wobei es in den vergangenen Wochen um wichtige Aspekte ergänzt wurde, zum Beispiel um die Art, wie das Verbrechen aufgeklärt wird. Zwischendurch habe ich immer wieder recherchiert, zunächst zum allgemeinen politischen und sozialen Hintergrund, um meine Geschichte zeitlich einordnen zu können. Dabei kristallisierte sich heraus, dass sie am besten im Mai oder Juni 1926 spielen sollte.



Jetzt sind vor allen Dingen erst einmal die Schauplätze und die Bühnengegebenheiten wichtig. Auf meinem Couchtisch (neben meinem saugemütlichen Lesesessel) stapeln sich Bücher aus den Bibliotheken Berlins, und es werden jeden Tag mehr: Deutsches Theater, das Romanische Café, Revue und Tingeltangel, Nackttanz, Bühnentechnik, Zeitchroniken, Max Reinhardt und das Regietheater, Stanislawski, Shakespeare, Schauspieler- und Regisseurbiografien. Und dabei habe ich die tagesaktuelle Politik – Auseinandersetzung um die Fürstenenteignung, Hindenburgs Wahl zum Reichspräsidenten, Fememorde, „Mein Kampf“, Konkurs des Stinnes-Konzerns etc. – noch nicht einmal angekratzt.


Durch meine Arbeit als Regieassistent kenne ich natürlich den Theateralltag, doch gerade darin liegt eine Gefahr, denn manches mag früher anders gewesen sein als heute, ich darf also nichts als gegeben voraussetzen. So stellen sich mir wieder einmal Fragen über Fragen: Unterschied sich der Probenablauf damals vom heutigen? Wie sahen die Garderoben aus, wie der Schnürboden, die Unterbühne, der Souffleusenkasten? Gab es ein Inspizientenpult, und wenn ja, welche technischen Möglichkeiten bot es? Existierten gesetzlich vorgeschriebene Ruhezeiten? Und hat man sich damals auf den Proben gesiezt?

Am Montag war ich zum ersten Mal im Archiv des Deutschen Theaters Berlin, nächste Woche bekomme ich dort eine Hausführung, das wird sicher spannend. Ich werde an dieser Stelle darüber berichten.



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Gunnar