Sonntag, 1. Juni 2014

Auf der Criminale



Letzte Woche habe ich an der diesjährigen Criminale teilgenommen, der größten Krimiveranstaltung hierzulande, die vom Syndikat, der Vereinigung deutschsprachiger Krimiautoren, organisiert wird und 2014 in Nürnberg, Fürth und Umgebung stattfand. Über 200 Kolleginnen und Kollegen lasen hier in über 120 Veranstaltungen. Ich selbst hatte am Freitagabend eine Lesung zusammen mit Andreas Pittler und Franziska Steinhauer im Foyer des Pellerhauses in Nürnberg. So sah es dort vor Einlassbeginn aus ...

... danach allerdings kaum voller, denn zur selben Zeit liefen etwa vierzig Parallelveranstaltungen, sodass sich nur zwei Handvoll Interessierte bei uns einfanden. Trotzdem war die Stimmung gut und die Lesung hat, glaube ich, allen Spaß gemacht.


Am Samstag standen dann vormittags die Mitgliederversammlung des Syndikats und am Abend die Verleihung der Glauser-Preise samt anschließendem Tango Criminale auf dem Programm. Ehrlich gesagt, ich habe – nicht zuletzt als Vorstandsmitglied im Berliner Landesverband des VS (Verband deutscher Schriftsteller) – schon viele Mitgliederversammlungen erlebt, und in der Regel sind sie allesamt dröge. Dass diese hier nicht nur exzellent strukturiert war und straff durchgezogen wurde, sondern sich mit ihren humorvollen Redebeiträgen geradezu zum Höhepunkt der Criminale auswachsen sollte, war daher eine außergewöhnliche Erfahrung für mich. Insbesondere der Bericht über die Leiden der verbandseigenen Fußballmannschaft, den Andreas Izquierdo mit trockenem Humor und ohne das Gesicht zu verziehen vortrug, trieb mir die Lachtränen in die Augen.

Auch die Abendveranstaltung war fantastisch, was nicht zuletzt am großartigen Moderator der Preisverleihung, Ralf Kramp, lag. Und obwohl Politiker normalerweise nicht als Stimmungskanonen bekannt sind, zeigte sich sogar der Nürnberger Bürgermeister in seiner Rede von der heiteren Seite. Darüber hinaus gaben etwa zwanzig Krimiautorinnen und -autoren als „Ukulele Orchestra“ eine musikalisch wie textlich eigenwillige Version von „Marmor, Stein und Eisen bricht“ zum Besten. Die für den Abend engagierte Swing-Band „Ballroomshakers“ war ebenfalls ein Gewinn (ich habe sogar mal kurz getanzt), erschwerte allerdings aufgrund der Raumverhältnisse jede Unterhaltung mit den Kollegen.

Dies war meine erste Criminale. Natürlich kannte ich auch vorher schon einige Krimikollegen aus dem Berliner Umfeld, aber in dieser geballten Ansammlung und aus allen Teilen Deutschlands, Österreichs und der Schweiz waren sie doch ein Erlebnis. So kann ich jetzt aus eigener Anschauung bezeugen, dass man Krimiautoren keineswegs an einem morbiden Verhalten oder an krimineller Energie erkennen kann; es handelt sich bei ihnen tatsächlich um ganz normale Menschen. Nun ja, ein Sinn fürs Makabre und eine besondere Trinkfestigkeit ist ihnen allerdings nicht abzusprechen.


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Gunnar