Letzte Woche habe ich an der
diesjährigen Criminale teilgenommen, der größten Krimiveranstaltung
hierzulande, die vom Syndikat, der Vereinigung deutschsprachiger Krimiautoren,
organisiert wird und 2014 in Nürnberg, Fürth und Umgebung stattfand. Über 200
Kolleginnen und Kollegen lasen hier in über 120 Veranstaltungen. Ich selbst
hatte am Freitagabend eine Lesung zusammen mit Andreas Pittler und Franziska
Steinhauer im Foyer des Pellerhauses in Nürnberg. So sah es dort vor Einlassbeginn
aus ...
... danach allerdings kaum voller, denn zur selben Zeit liefen etwa vierzig Parallelveranstaltungen, sodass sich nur zwei Handvoll Interessierte bei uns einfanden. Trotzdem war die Stimmung gut und die Lesung hat, glaube ich, allen Spaß gemacht.
Am Samstag standen dann
vormittags die Mitgliederversammlung des Syndikats und am Abend die Verleihung
der Glauser-Preise samt anschließendem Tango Criminale auf dem Programm.
Ehrlich gesagt, ich habe – nicht zuletzt als Vorstandsmitglied im Berliner Landesverband
des VS (Verband deutscher Schriftsteller) – schon viele Mitgliederversammlungen
erlebt, und in der Regel sind sie allesamt dröge. Dass diese hier nicht nur
exzellent strukturiert war und straff durchgezogen wurde, sondern sich mit ihren
humorvollen Redebeiträgen geradezu zum Höhepunkt der Criminale auswachsen
sollte, war daher eine außergewöhnliche Erfahrung für mich. Insbesondere der
Bericht über die Leiden der verbandseigenen Fußballmannschaft, den Andreas
Izquierdo mit trockenem Humor und ohne das Gesicht zu verziehen vortrug, trieb
mir die Lachtränen in die Augen.
Auch die Abendveranstaltung war
fantastisch, was nicht zuletzt am großartigen Moderator der Preisverleihung,
Ralf Kramp, lag. Und obwohl Politiker normalerweise nicht als Stimmungskanonen
bekannt sind, zeigte sich sogar der Nürnberger Bürgermeister in seiner Rede von
der heiteren Seite. Darüber hinaus gaben etwa zwanzig Krimiautorinnen und
-autoren als „Ukulele Orchestra“ eine musikalisch wie textlich eigenwillige
Version von „Marmor, Stein und Eisen bricht“ zum Besten. Die für den Abend
engagierte Swing-Band „Ballroomshakers“ war ebenfalls ein Gewinn (ich habe
sogar mal kurz getanzt), erschwerte allerdings aufgrund der Raumverhältnisse
jede Unterhaltung mit den Kollegen.
Dies war meine erste Criminale.
Natürlich kannte ich auch vorher schon einige Krimikollegen aus dem Berliner
Umfeld, aber in dieser geballten Ansammlung und aus allen Teilen Deutschlands,
Österreichs und der Schweiz waren sie doch ein Erlebnis. So kann ich jetzt aus
eigener Anschauung bezeugen, dass man Krimiautoren keineswegs an einem morbiden
Verhalten oder an krimineller Energie erkennen kann; es handelt sich bei ihnen
tatsächlich um ganz normale Menschen. Nun ja, ein Sinn fürs Makabre und eine
besondere Trinkfestigkeit ist ihnen allerdings nicht abzusprechen.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
Vielen Dank für deinen Kommentar. Sobald ich ihn geprüft habe, schalte ich ihn frei.
Viele Grüße
Gunnar