Wie erwähnt habe ich mein
vermutlich komplexestes Werk, eine Trilogie, von der ich an dieser Stelle
berichtete, im Augenblick
beiseite gelegt und werde wohl erst 2015 daran weiterarbeiten können, weil
derzeit mal wieder die Projekte bei mir Schlange stehen.
Zum einen nimmt mich die
Recherche für meinen nächsten Krimi aus der Weimarer Republik in Beschlag.
Unter anderem habe ich mir weitere Schauspielerbiografien besorgt, und zwar von
Käthe Dorsch, Albert Bassermann, Rudolf Forster und Lucie Höflich, außerdem
natürlich Bücher über die damaligen Regisseure Max Reinhardt, Leopold Jessner,
Erwin Piscator, Jürgen Fehling, Heinz Hilpert, Erich Engel und Victor
Barnowsky. Und bei Carl Zuckmayer ebenso wie bei anderen Theaterautoren jener
Zeit lese ich mit Interesse, dass es damals durchaus üblich war, dass Autoren
bei ihren eigenen Stücken Regie führten. Während heutzutage bekanntlich
Regisseure und Schauspieler den Autor möglichst weit weg wünschen, damit
niemand ihre willkürlichen Eingriffe in den Text kritisiert.
Neben den Büchern, die ich zum
Thema lese, habe ich auch Kontakt zum Theaterhistorischen Archiv des Instituts
für Theaterwissenschaft an der FU Berlin und zur Theatersammlung des
Stadtmuseums aufgenommen, sollte das nicht reichen, bleiben mir noch das
Landes- und das Bundesarchiv und die Genossenschaft Deutscher Bühnenangehöriger.
Ich bin also mit meinem Latein noch lange nicht am Ende, was gut ist, denn
einige Fragen verweigern sich hartnäckig einer Beantwortung.
Solltest du zufällig wissen, wie
1926 im Deutschen Theater der Eiserne Vorhang ausgesehen hat und wie und von wo
aus er bedient wurde, wäre ich über eine Nachricht dankbar. Ebenso interessiert
mich alles, was mit dem Inspizientenpult zu tun hat (egal ob am Deutschen
Theater oder anderswo): Wie sah es aus, welche technischen Möglichkeiten besaß
es? Aus Friedrich Kranichs „Bühnentechnik der Gegenwart“ (von 1929 und 1932)
weiß ich, dass vom Inspizientenpult bereits Lichtzeichen gegeben und die
Darsteller per Klingelzeichen zum Auftritt gerufen wurden, hätte es aber
dennoch gern genauer.
Die Frage, ob man sich auf der
Probe damals siezte, habe ich zunächst per Rückschluss beantworten können (In
einem Buch über den Schauspieler Ernst Deutsch heißt es, dass ihm sein Kollege
Paul Wegener in einem Restaurant „plötzlich das Du anbot“, was nahelegt, dass
es nicht wie heute selbstverständlich war, sich während der Proben zu duzen)
und mittlerweile auch entsprechende Hinweise bei Rudolf Forster gefunden.
Während ich also all dies
recherchiere, habe ich bis vor kurzem an einem Theaterstück gearbeitet, um das
mich mein Hauskomponist Uli Pohl gebeten hatte, eine Art Musical für
Schauspieler, Sänger und Akrobaten. Mal was Neues. Da wir beide mittlerweile
auf einen ansehnlichen Fundus von Liedern zurückgreifen können, die wir im
Verlauf der letzten fünf, sechs Jahre geschaffen haben, hielt sich die Arbeit
daran vergleichsweise in Grenzen.
Bei der Gelegenheit drängte sich
jedoch plötzlich ein anderes Werk in den Vordergrund. Uli hatte mir nämlich vor
einiger Zeit von einer vagen Idee für ein ungewöhnliches Projekt berichtet,
über das ich immer mal wieder nachgegrübelt habe, ohne jedoch weiterzukommen.
Mir fehlte einfach die zündende Idee, die das Ganze zusammenhält. Und dann traf
es mich eines Tages wie aus heiterem Himmel, und seit ich weiß, was ich damit
alles machen könnte, juckt es mich in den Fingern loszulegen. Was ich
inzwischen in jeder freien Minute auch tue.
Gleichzeitig stand allerdings die
letzte Überarbeitung meines Männerbuches an. Dreieinhalb Jahre habe ich daran
geschrieben, wobei es letztlich die Quintessenz von über dreißig Jahren
Beschäftigung mit dem Thema ist. Zu meiner Freude finde ich es immer noch
kraftvoll, berührend und deutlich. Drei der kürzeren Geschichten musste ich mir
noch mal ein bisschen gründlicher vornehmen, beim Rest genügte sprachliches
Polieren.
Ich habe mich entschieden,
Verlage zu kontaktieren, um zu sehen, ob es vielleicht Interesse an dem
Manuskript gibt, denn natürlich wäre es mir lieber, ein etablierter Verlag
brächte das Werk heraus. Allerdings werde ich nicht ewig auf eine Antwort
warten; die Verlagsbranche ist ja nicht gerade für ihre Schnelligkeit bekannt.
Im Zweifelsfall veröffentliche ich das Buch Ende des Jahres selbst.
Wenn ich lese, wie derzeit
überall zur Hatz auf Männerrechtler geblasen und mit aller Gewalt versucht
wird, uns mundtot zu machen, indem beispielsweise ein sinnfreier Zusammenhang
zwischen Männerrechtlern und dem Amoklauf von Elliot Rodger konstruiert wird
(Das ist so, als würde man Vegetarier als Neonazis bezeichnen, weil Hitler Vegetarier war) oder gar
verlangt wird, Kritik am Feminismus unter Strafe zu stellen, oder indem mit
Trillerpfeifen und Morddrohungen ein offener Meinungsaustausch verhindert werden
soll wie jüngst in Detroit und Toronto, natürlich auch
in Deutschland – wenn ich all
das lese, weiß ich, dass das Buch jetzt heraus muss, nicht erst in fünf Jahren.
Ich werde nicht zusehen, wie die Meinungsfreiheit in diesem Land den Bach
runtergeht. Antidemokratische Strömungen sind offenbar wieder auf dem
Vormarsch; hier schließt sich bedauerlicherweise der Kreis zur Weimarer Republik.
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Gunnar