Gelegentlich werde ich gefragt,
ob ich lieber für Kinder, Jugendliche oder Erwachsene lese. Die Antwort ist:
Ich habe keine Präferenzen, weil alle drei Altersgruppen ihren eigenen Reiz
haben. Erwachsene hören natürlich am konzentriertesten zu, das ist nicht nur
angenehm, sondern gibt mir darüber hinaus die Möglichkeit, Nuancen aus meinen
Texten zu kitzeln. Kinder reagieren dafür spontan und unzensiert, und das
Gefühl, in große Augen und aufgerissene Münder zu gucken, wenn es mir gelingt, sie zu „kriegen“, ist überaus
beglückend. Jugendliche sind meist die unkonzentriertesten Zuhörer,
insbesondere, wenn sie als Schulklasse zum Zuhören verdonnert wurden, dafür
sind die Diskussionen hinterher besonders fruchtbar, weil Jugendliche einerseits
noch so hemmungslos fragen wie Kinder, andererseits aber so tiefschürfend wie
Erwachsene.
Auch ich selbst lerne natürlich
mit jeder Lesung dazu. Wenn ich z. B. Kindern aus meinem „Schnatzelschnapf!“
vorlese, unter anderem eine Geschichte, in der es um Angst und ihre Bewältigung
geht, dann habe ich früher im Anschluss daran gefragt: „Hattet ihr denn auch
schon mal Angst?“ Das ging häufig gut und mündete in eine Vielzahl von
Angstgeschichten der Kinder, sobald jedoch nur ein Einziger erklärte, nö, er
habe noch niiie Angst gehabt, war es natürlich vorbei. Dann hatte niemand in
der Klasse jemals Angst gehabt, und das Gespräch war zu Ende. Deshalb bin ich
dazu übergegangen, die Frage umzuformulieren. Heute frage ich: „Wann hattet ihr denn schon mal Angst?“
Vergangenen Donnerstag habe ich
übrigens in Münsingen vor einem erwachsenen Publikum aus „Organisation C.“
gelesen, im Hofgut Hopfenburg (sehr idyllisch). Ursprünglich war eine Lesung am
Lagerfeuer vorgesehen, was ich klasse gefunden hätte, aber das Wetter war
nasskalt, daher war ich froh, dass die Lesung nach drinnen verlegt wurde. Wir
saßen dann vor dem breitesten Kamin, den ich je gesehen habe, hinter mir
bullerte ein Holzfeuer, im Sessel neben mir hatte es sich der Hofkater
gemütlich gemacht und ließ sich die kompletten zweieinhalb Stunden Lesung und
Diskussion nicht stören, auch nicht, als ich das 17. Kapitel mit Gregors
Wutausbruch am Telefon las bzw. schrie. Nicht mal den Kopf hat er gehoben,
sondern einfach weitergechillt. Ein sympathischer Kater, der völlig ungerechtfertigterweise
den Namen Max Rambo trägt.
(Jetzt hab' ich also auch endlich ein Katzenfoto in meinem Blog *ggg*)
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Gunnar