Sonntag, 29. März 2015

Ach, und die Details!


Es ist nicht die politische oder soziale Situation meiner Krimiserie aus der Weimarer Republik, die schwierig zu recherchieren ist. Es sind die Details. Und zwar vor allem die, die einem erst klar werden, wenn man bereits mitten im Schreibprozess steckt.

Im ersten Band habe ich beispielsweise meine Hauptfigur, Hendrik Lilienthal, Professor an der Universität Berlins, mit dem Fahrrad zur Arbeit fahren lassen, nur um dann plötzlich innezuhalten und mich zu fragen: Was macht der denn jetzt mit seinem Rad? Gab es damals schon Fahrradständer vor der Universität?

Versuch mal, das herauszufinden! Darüber gibt es kein Buch und keine Website, und Zeitgenossen haben solche Fragen nicht interessiert, weil sie für die selbstverständlich waren und zum Alltag gehörten. Nach solchen Informationen zu graben, frisst Zeit. Viel Zeit. Wochen. Monate. In diesem Fall gab mir die Antwort schließlich ein Professor, der sich mit Universitätsgeschichte befasst, und meinte, er halte es für unwahrscheinlich, dass es damals Fahrradständer gegeben habe, weil sich das nicht mit der ehrwürdigen Aura dieser Institution vertragen hätte.

Wie auch immer: Mit das Anstrengendste bei der Vorbereitung eines neuen Krimis ist, die Berge von Materialien in den Griff zu bekommen und mich nicht darin zu verlieren. Früher habe ich sämtliche gesammelten Informationen an den Anfang oder ans Ende meiner Manuskript-Datei getippt und alles, was ich verwendet habe oder von dem ich glaubte, dass ich es nicht mehr brauche, sofort wieder rausgeworfen, um nicht in einem Meer von Informationen zu ertrinken.

Das hat oft dazu geführt, dass ich bei einer späteren Überarbeitung in die Bredouille geriet, wenn ich nämlich feststellte, dass ich eine bestimmte Information doch zum Präzisieren oder Ergänzen nutzen könnte. Dann musste ich wieder los in die Bibliotheken, um mir das betreffende Buch ein zweites Mal zu besorgen. Wenn ich mich denn überhaupt erinnern konnte, in welchem Buch die Information stand. Und auf welcher Seite. Gelegentlich endete es damit, dass ich die halbe Recherche noch einmal machen musste.

Seit „Zeppelin 126“ bin ich daher dazu übergegangen, eine separate Recherche-Datei anzulegen, die ich für alle Ewigkeit unangetastet lasse. Arbeiten tue ich in einer Kopie dieser Datei, in der ich nach Lust und Laune herumfuhrwerke. So lange es ein Backup gibt, in dem ich jederzeit nachgucken kann ...

Und natürlich notiere ich mir mittlerweile auch immer genau die Quelle. Nicht nur Autor oder Buchtitel wie früher, nein, auch die Seitenzahl. Damit ich wenigstens weiß, wo ich suchen muss.

2 Kommentare:

Vielen Dank für deinen Kommentar. Sobald ich ihn geprüft habe, schalte ich ihn frei.

Viele Grüße

Gunnar