Letzten Sonntag war ich wieder
auf der Fete de la Musique. In den vergangenen Jahren habe ich mir dort die
unterschiedlichsten Musikrichtungen angehört: Rock, Singersongwriter, auch mal
einen Chor oder eine A-capella-Gruppe. Dieses Jahr habe ich mich für Bands
entschieden, deren Musik in die Beine geht.
Um 16 Uhr hörte ich mir in
Kreuzberg erst einmal The Groovy Cellar
an, die sympathischen Indie-Mod-Pop spielten, zugleich mein erster Anspieltipp
für heute: When you fly away (übrigens,
obwohl mit einfachsten Mitteln gemacht, ein liebenswerter Videoclip).
Danach wollte ich zu Jazzanova (DJ Jazz, Soul, House), da war
mir aber das Gedrängel zu groß, deshalb bin ich mit dem Fahrrad gleich
weitergefahren zum Oranienplatz, wo um 18:30 Uhr Youloosie spielten.
Die gingen wirklich ab, brachten
die Leute zum Wippen (mich eingeschlossen) und einige auch zum Tanzen. Weshalb
das coole Getue und die Sonnenbrillen eher anachronistisch wirkten (Überhaupt
ist mir aufgefallen, dass das Posen im Rockpop-Bereich einen unverhältnismäßig
hohen Stellenwert einzunehmen scheint). Jedenfalls mein zweiter Anspieltipp für
heute: Devil.
Danach habe ich kurz bei Sonic Mobil.e in Neukölln
vorbeigeschaut. Experimentelle Elektronik ist nicht unbedingt meine Sache, aber
bei der Entstehung ihrer Musik zuzusehen mit Human Beatbox und nicht zu
vergessen der Augenweide von Sängerin, war interessant. (Ich glaube zumindest,
dass es sich um Sonic Mobil.e
handelte. Was mich bei solchen Veranstaltungen immer wundert: Warum
präsentieren sich die Bands auf solchen Veranstaltungen nicht ordentlich? Kaum
jemand macht Werbung für sich in Form eines Plakats oder Transparents, viele
sind nicht mal in der Lage, anzusagen, wer sie sind, bestenfalls nuscheln sie
ihren Bandnamen beiläufig ins Mikrofon).
Das Schöne an der Fete de la
Musique ist ja, dass an allen Ecken der Stadt Musik erklingt. Deshalb habe ich unterwegs
hier und dort angehalten und mich einnehmen lassen von dem, was da geboten
wurde. Vor allem auf der Oberbaumbrücke unter den S-Bahn-Bögen, die eine gute
natürliche Akustik bieten, fand sich alle zwanzig Meter etwas Neues, vom
einsamen Gitarrenspieler bis zu dieser Percussionband.
Wie jedes Jahr war das Fest
wieder ein Highlight für mich. Die Selbstdarsteller im Publikum gehören
irgendwie dazu. Und die vielen Kinder verbreiten eine Freude, die mich so
manches Mal zum Lächeln brachte. In einem Hinterhof in der Warschauer Straße waren
einige von ihnen damit beschäftigt, die Kronkorken von Bierflaschen vom Boden
aufzulesen. „Guck mal, wie viele Goldstücke ich gesammelt habe“, rief ein
Steppke. An anderen Orten tanzten Kinder, von der Musik mitgerissen. Und am
glücklichsten sahen die aus, die von Papa oder Mama herumgewirbelt wurden.
Könnte es nicht öfter so sein?
Ja, ich weiß, das Leben ist kein Popkonzert. Aber ein bisschen mehr Musik darin
wäre trotzdem schön.
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Gunnar