Sonntag, 23. August 2015

Nomad - Die Musik von Geoffrey Oryema


Do not hide your face
Do not hide your face
From me
When I feel sad.
(aus: Nomad)


Geoffrey Oryema stammt aus Uganda. Sein Vater, Erinayo Wilson Oryema,  war nach der Unabhängigkeit Ugandas „Minister für natürliche Ressourcen“, daher verbrachte Oryema eine privilegierte Kindheit, aus der er mit vierundzwanzig brutal herausgerissen wurde, als sein Vater 1977 von den Schergen Idi Amins ermordet wurde. Auf abenteuerliche Weise gelang ihm im Kofferraum eines Autos die Flucht, zunächst nach Kenia, kurz darauf nach Paris, wo er seither lebt.

Die Heimatlosigkeit eines Exilanten ist immer wiederkehrendes Thema in seinen Liedern (nicht umsonst trägt sein erstes Album den Titel Exile) und spiegelt sich auch in der traurigen Stimmung seiner Musik wider. In seinen Liedern ist er spürbar auf der Suche nach seiner Identität, in der Musik wie im Leben.

Sechs Studioalben hat Oryema zwischen 1990 und 2011herausgebracht, getragen von seiner sanften Stimme und seinem einzigartigen Timbre, einfühlsam, bewegend, geheimnisvoll. Melancholische Melodien, oft sparsam instrumentiert, „die eine Weile in der Luft zu schweben scheinen, bis sie sich wie eine Flaumfeder niederlassen“, wie mal jemand schrieb.

Als junger Mann hat er fünf Jahre lang an Ugandas National School of Dramatic Art studiert und Theaterstücke geschrieben, inspiriert von Brecht, Stanislawski und Grotowski. Nach seiner Flucht hielt er sich mit Gelegenheitsarbeiten über Wasser. Unter anderem wurde er 1977 von einem Zirkusunternehmen, das zur Hälfte Victoria Chaplin gehört, Tochter von Charlie Chaplin, als Musiker und Sänger engagiert.

Einige seiner Demos gelangten schließlich in die Hände von Peter Gabriel, der ihn zu sich einlud und schließlich seine ersten Alben produzierte. Später wechselte Oryema zu Sony. Sein viertes Album, Spirit, brach im Jahr 2000 sämtliche Weltmusikrekorde und wurde Album des Jahres in den Europäischen Weltmusikcharts.

Oryema tanzt gern aus der Reihe. Einerseits reflektieren seine Alben seine afrikanischen Wurzeln, sowohl musikalisch als auch sprachlich, weil er neben englisch und französisch auch in Suaheli und Acholi singt und so die Sprachen seiner Jugend am Leben erhält. Andererseits lässt er sich von westlichen Einflüssen inspirieren, was ihm von Puristen, die das als Verrat begreifen, Kritik eingebracht hat.

„Meine Musik kommt aus meinem Herzen“, antwortet er auf derartige Vorwürfe. „Ich will nicht in die Schubladen eines Ghettos gesteckt und nur über ein Genre definiert werden. Ich will universal sein.“ Und: „Künstler aus der dritten Welt werden kritisiert, wenn sie Sounds aus Europa borgen, während westliche Künstler wie Paul Simon dafür gelobt werden, wenn sie in der reichen Kultur Afrikas graben. Viele von uns akzeptieren diese Doppelmoral nicht länger.“


Anspieltipps:
To the metro (habe leider keinen Link dafür finden können, dabei liebe ich das Lied sehr)


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Gunnar