Es gibt mehrere Paul Kellys im
Musikbusiness – hier soll die Rede sein von Paul Maurice Kelly, einem
australischen SingerSongwriter.
Geboren 1955 in Adelaide,
Südaustralien, hat Kelly über die Großeltern irisch-italienische Wurzeln. Nach
der Schulzeit zog er durch Australien, jobbte hier und da und brachte sich das
Gitarrespielen bei. Mit neunzehn hatte er seinen ersten öffentlichen Auftritt
in Tasmanien. Seit 1976 lebt er in Melbourne, abgesehen von einigen Jahren in
den Achtzigern, die er in Sydney verbrachte, und ein paar Monaten Anfang der
Neunziger in Los Angeles. Kelly war zweimal verheiratet und hat drei Kinder.
Die Beziehung zu einer Journalistin und Opernsängerin in den zweitausender
Jahren half ihm, seine langjährige Heroinabhängigkeit zu überwinden.
Kelly spielt Gitarre und
Mundharmonika und singt – er erzählt Geschichten, sollte man besser sagen.
Gelegentlich sogar buchstäblich. Eines seiner ergreifendsten Lieder, Other people’s houses, besteht lediglich
aus Sprechgesang und sparsamer Instrumentierung, aber die Geschichte, die er
erzählt, bringt mich in ihrer Schlichtheit immer wieder zum Schlucken.
Kelly erzählt von alltäglichen
Menschen mit alltäglichen Sorgen, es geht um Liebe und Politik, darum, dass
kleine Veränderungen einen weiterbringen als große Vorsätze, auch die
Aborigines sind ihm öfter Thema. Häufig flicht er Autobiografisches ein, aber
es geht ihm dabei nicht um eine Art von Therapie. „Ich bin nicht daran
interessiert, über meine Situation zu schreiben. Ich möchte aus
unterschiedlichen Blickwinkeln erzählen. Mein Leben dient dem Lied, nicht andersherum.“
Ein befreundeter Musiker, Neil
Finn von Crowded House, sagt über
ihn: „Es liegt etwas Einzigartiges und Kraftvolles in der Art, wie Kelly
Alltägliches mit den großen Fragen des Lebens mischt wie Tod, Liebe,
Existenzkampf.“ Wobei Kelly von sich selbst sagt, Lieder zu schreiben sei für
ihn immer noch ein geheimnisvoller Prozess.
Seinen musikalischen Stil hat er
des Öfteren verändert, wobei Elemente aus Folk, Rock und Country meist die Basis
bilden.
Er war als Vorband von Crowded House auf US-Tour, arbeitete mit
Aborigine-Musikern wie Archie Roach zusammen, trat mit Liz Phair und Joe
Jackson auf und unterstützte die Australientouren von Bob Dylan und Leonard
Cohen. Er hat Musik für Theater und Film komponiert (z.B. für Lantana und Jindabyne) und Lieder für andere Künstler geschrieben wie Nick Cave
und Yothu Yindi.
Legendär ist seine A-Z-Tour,
während der er jeweils mehrere Nächte hintereinander hundert seiner Songs
unplugged in alphabetischer Reihenfolge darbot, unter anderem im Opernhaus von
Sydney.
Seine Memoiren, How to make Gravy, gibt es als Buch,
begleitet von einem 8-CD-Pack. Auf dem gleichnamigen Audiobuch unterstützen ihn
australische Schauspieler wie Cate Blanchett, Russell Crowe und Hugh Jackman.
Es gibt eine nette Anekdote aus
dem Jahr 1986 über ihn, als er Schwierigkeiten hatte, eine Vertragsverlängerung
bei Mushroom Records zu bekommen. Michelle Higgins, die für die PR zuständige
Frau bei Mushroom und anscheinend großer Kelly-Fan, schloss sich – auf Kosten
der Plattenfirma – eine Woche lang in einem Hotelzimmer ein und weigerte sich herauszukommen,
ehe ihr Chef nicht einen weiteren Vertrag mit Kelly abschloss. Das sind wahre
Fans!
Anspieltipps (Bis auf Wintercoat habe ich leider meine
Lieblingslieder von Paul Kelly nicht im Internet gefunden. Daher habe ich bei Buffalo ballet und My way is to you auf Auszüge verlinkt. Other people’s houses gibt es zwar in Liveversionen, aber die
werden dem Lied nicht gerecht):
Other people’s houses
Know your friends
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Gunnar