Sonntag, 4. Oktober 2015

Reif für die Insel, Teil 1


Zwei ereignisreiche Wochen liegen hinter mir.

Ich bewerbe mich ja nicht oft für Stipendien (zu den Gründen ein andermal mehr), aber das Tatort-Töwerland-Stipendium, das Krimiautoren zwei Wochen ungestörtes Schreiben bei freier Kost und Logis auf der Nordseeinsel Juist ermöglich, ist eine Ausnahme. Ich war daher überglücklich, dass ich eines dieser Stipendien ergattern konnte und vom 13. – 27. September dorthin eingeladen wurde.

Die ersten Tage regnete es häufig, gelegentlich wurde es auch stürmisch, es gab aber auch Zeiten, in denen es trocken war und ich im T-Shirt herumlaufen konnte. Ohnehin finde ich wechselhaftes Wetter auf Inseln eher angenehm und bin es auch von Schottland so gewohnt. In der zweiten Woche hatte ich viel Sonnenschein und unternahm daher ausgedehnte Strandwanderungen, die ich nutzte, um über dramaturgische Probleme nachzudenken.


Die gute Luft, die Ruhe und die friedliche Stimmung im Gegensatz zur immer latent vorhandenen Aggressivität in Berlin nahmen mich von Anfang an für die Insel ein. Mehrmals bin ich bei schönstem Sonnenschein barfuß am Wasser zu jeweils einem Ende der Insel gewandert und wieder zurück, Dauer: vier Stunden. Beim ersten Mal wunderte ich mich im Verlauf des Tages über einen unangenehmen Juckreiz an den Füßen. War ich irgendwo in Nesseln getreten? Oder auf Quallen? Am Abend musste ich dann feststellen, dass ein heftiger Sonnenbrand der Auslöser war. Kopf und Nacken hatte ich geschützt, aber auf den Gedanken, dass es sinnvoll sein könnte, auch die Füße mit Sonnenmilch einzureiben, war ich nicht gekommen.

Wer mich kennt, weiß, dass es bestimmte Schlüsselreize gibt, denen ich nur schwer widerstehen kann. Meer? Da muss man natürlich rein. Sechzehn Grad waren es wohl, und ich gebe zu, die Dauer meines Aufenthalts darin lässt sich nur in Sekunden ausdrücken, aber es war trotzdem erfrischend.

Interessante Tiere habe ich auf meinen Strandwanderungen beobachtet: Tausende von Wattschnecken (?), die in den Prielen während der Ebbe Richtung Meer krabbelten, rollten, schlidderten. Zwei Seehunde, die sich auf einer Sandbank sonnten und nicht gewillt waren, sich von mir stören zu lassen. Und die lustigen Strandläufer, die in einem atemberaubenden Tempo über den Sand flitzten.


Gearbeitet habe ich natürlich auch. Recht gut sogar. Und während der Strandwanderungen flossen oftmals auch die Ideen. Insgesamt waren die zwei Wochen eine wunderbare Balance zwischen Arbeit und Erholung. (Mehr nächste Woche)

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Gunnar