Sonntag, 21. Februar 2016

Chioggia

Geheimtipps reizen mich immer. Chioggia schien so einer zu sein. Ein Ort, der wie eine kleine Ausgabe von Venedig ist, so wurde mir versichert, dabei eben längst nicht so überlaufen. Filme, die in Venedig spielen, würden häufig dort gedreht werden.

Bevor ich mich also ins Karnevalgetümmel von Venedig stürzte, unternahm ich einen zweitägigen Abstecher nach Chioggia. Der Ort liegt etwa sechzig Kilometer südlich, und dass die Busfahrt dorthin nicht gerade durch ausgesuchte Naturschönheiten führt, war mir von vornherein klar. Aber ich hoffte ja auf die Belohnung am Schluss.


Bei meiner Ankunft war Chioggia in mystischen Nebel getaucht, das erhöhte natürlich den Reiz des Ortes. Doch die Ernüchterung folgte auf dem Fuße. Es ist wahr, es gibt in Chioggia viele verwinkelte Gassen, die einen glauben lassen, man sei in Venedig. Auch Brücken, Kirchen und verwitterte Fassaden wie dort.



Aber nicht nur, dass die Gondeln und die Prunkbauten fehlen und man stattdessen mit heruntergekommenen modernen Booten und auch einigen unschönen Neubauten vorlieb nehmen muss. Was einem den Aufenthalt dort mehr als alles andere verleidet, sind die Autos. In jeder noch so kleinen Gasse drängen sie sich dicht an dicht, wirken wie Fremdkörper zwischen den alten Bauwerken und machen jede Romantik kaputt.


Auf den Hauptwegen herrscht Verkehr wie in einer mittleren Kleinstadt in Deutschland, man kommt nur unter Lebensgefahr auf die andere Seite. Begleitet wird das alles von entsprechenden Geräuschen: Motorräder knattern, Lieferwagen brummen, dazwischen Presslufthämmer und anderer Maschinenlärm.


Fazit: Man muss Chioggia nicht gesehen habe. Ein Kuriosum? Ja. Ein Geheimtipp? Nein.


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Gunnar