Ich habe lange nichts mehr über
meinen neuen Krimi aus der Weimarer Republik geschrieben. Nun, ich arbeite
fleißig daran, und allmählich nimmt das Buch Gestalt an. Bekanntlich schreibe
ich ja in Schichten, zweimal
bin ich bereits durch den Stoff und habe daher bereits einen guten Überblick
über das fertige Buch.
Faszinierend für mich sind wieder
mal die Augenblicke, in denen sich die Geschichte selbstständig macht. Eine
Motivation für das Buch, das ja im Theatermilieu spielt, war, dass ich auf
diese Weise ein paar Bosheiten aus vierzehn Jahren Theaterarbeit loswerden wollte.
Die sind auch tatsächlich drin. Aber beim Arbeiten an der zweiten Schicht habe
ich festgestellt, dass das Buch komischerweise bei allem Sarkasmus zu einer
Liebeserklärung an das Theater und seine Protagonisten geworden ist. Ein Teil
meines Herzens ist eben doch da geblieben.
Probleme bereitet hat mir vor
allem der Regieassistent Jobst Lüders. Genau genommen gab es in den zwanziger
Jahren des vorigen Jahrhunderts noch keinen Assistenten, nur einen
„Hilfsregisseur“, aber seine Funktion dürfte letzten Endes nicht viel anders
gewesen sein als heute. Jedenfalls, da ich selbst in meiner Theaterzeit
überwiegend Regieassistent war, habe ich nach einer Möglichkeit gesucht, um
Distanz zu Jobst Lüders herzustellen, damit ich mich nicht instinktiv mit
dieser Figur identifiziere. Sollte ich ihn zu einem Kriegsversehrten machen?
Das wäre eine Doppelung zu Hendriks Hinken und Gregors psychischen Verletzungen
aus dem Ersten Weltkrieg. Könnte er Ausländer sein? Oder eine Krankheit haben,
Diabetes, eine Infektion?
Am Ende habe ich mich für etwas
Simples entschieden: Jobst Lüders leidet unter Heuschnupfen. Da ich selbst zum
Glück von Derartigem verschont bin, ist er mir wieder fremd genug, das ich ihn
behandeln kann wie meine anderen Nebenfiguren.
Inzwischen habe ich übrigens
einen Arbeitstitel: „Vorhang!“ Je öfter ich ihn lese, desto besser gefällt er
mir. Er fügt sich auch gut in die anderen schlichten Titel der Serie ein, finde
ich. Mal sehen, was der Verlag dazu sagt. Als Alternative hätte ich „Ein Sommernachtsalptraum“
anzubieten, da während der Handlung Shakespeares „Sommernachtstraum“ inszeniert
wird. Aber „Vorhang!“ gefällt mir besser.
Ein Wort noch zur Serie: Bei
Lesungen werde ich oft gefragt, wie viele Bände insgesamt erscheinen sollen.
Als ich im Jahr 2000 mit dem ersten Band begann und noch nicht wissen konnte,
ob ich auch nur einen Verlag dafür finden, geschweige denn, wie er sich verkaufen
würde, hatte ich mir darüber nicht allzu viele Gedanken gemacht (obwohl ich ziemlich
klare Vorstellungen davon hatte und habe, was am Ende mit meinen Hauptfiguren
und einigen Nebenfiguren geschehen soll). Klar war nur, dass ich die gesamte
Geschichte der Weimarer Republik darin erzählen wollte, ob und wie weit ich in
die Nazizeit gehen würde, war unklar.
Inzwischen habe ich mir einen
Überblick verschafft und weiß jetzt, dass ich gern mit dem Jahr 1934 aufhören
möchte, um noch zu zeigen, wie das Hitlerregime seine Macht festigt. Das bedeutet
(da ich nicht zwangsweise jedes Jahr beschreibe), dass die Serie am Ende aus 12
Bänden bestehen wird. Was wiederum bedeutet, dass ich noch siebeneinhalb Bände
zu schreiben habe. Auf geht’s!
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Gunnar