Es ist nicht die politische oder
soziale Situation meiner Krimiserie aus der Weimarer Republik, die schwierig zu
recherchieren ist. Es sind die Details. Und zwar vor allem die, die einem erst
klar werden, wenn man bereits mitten im Schreibprozess steckt.
Im ersten Band habe ich
beispielsweise meine Hauptfigur, Hendrik Lilienthal, Professor an der Universität
Berlins, mit dem Fahrrad zur Arbeit fahren lassen, nur um dann plötzlich
innezuhalten und mich zu fragen: Was macht der denn jetzt mit seinem Rad? Gab
es damals schon Fahrradständer vor der Universität?
Versuch mal, das herauszufinden!
Darüber gibt es kein Buch und keine Website, und Zeitgenossen haben solche
Fragen nicht interessiert, weil sie für die selbstverständlich waren und zum
Alltag gehörten. Nach solchen Informationen zu graben, frisst Zeit. Viel Zeit.
Wochen. Monate. In diesem Fall gab mir die Antwort schließlich ein Professor,
der sich mit Universitätsgeschichte befasst, und meinte, er halte es für
unwahrscheinlich, dass es damals Fahrradständer gegeben habe, weil sich das
nicht mit der ehrwürdigen Aura dieser Institution vertragen hätte.
Wie auch immer: Mit das
Anstrengendste bei der Vorbereitung eines neuen Krimis ist, die Berge von
Materialien in den Griff zu bekommen und mich nicht darin zu verlieren. Früher
habe ich sämtliche gesammelten Informationen an den Anfang oder ans Ende meiner
Manuskript-Datei getippt und alles, was ich verwendet habe oder von dem ich
glaubte, dass ich es nicht mehr brauche, sofort wieder rausgeworfen, um nicht
in einem Meer von Informationen zu ertrinken.
Das hat oft dazu geführt, dass
ich bei einer späteren Überarbeitung in die Bredouille geriet, wenn ich nämlich
feststellte, dass ich eine bestimmte Information doch zum Präzisieren oder
Ergänzen nutzen könnte. Dann musste ich wieder los in die Bibliotheken, um mir
das betreffende Buch ein zweites Mal zu besorgen. Wenn ich mich denn überhaupt
erinnern konnte, in welchem Buch die Information stand. Und auf welcher Seite.
Gelegentlich endete es damit, dass ich die halbe Recherche noch einmal machen
musste.
Seit „Zeppelin 126“ bin ich daher
dazu übergegangen, eine separate Recherche-Datei anzulegen, die ich für alle
Ewigkeit unangetastet lasse. Arbeiten tue ich in einer Kopie dieser Datei, in
der ich nach Lust und Laune herumfuhrwerke. So lange es ein Backup gibt, in dem
ich jederzeit nachgucken kann ...
Und natürlich notiere ich mir
mittlerweile auch immer genau die Quelle. Nicht nur Autor oder Buchtitel wie
früher, nein, auch die Seitenzahl. Damit ich wenigstens weiß, wo ich suchen
muss.
Spätestens jetzt fühle ich mich undiszipliniert. :D
AntwortenLöschenNein, ich sollte mir da einiges abgucken.
:-))
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