Sonntag, 7. Juni 2015

Albtraum Postbank


Als Jugendlicher in einer Kleinstadt im Zonenrandgebiet war es vor rund vierzig Jahren keine schlechte Idee, ein Konto bei der Postbank zu eröffnen. In praktisch jedem Ort gab es eine Filiale, man hatte immer einen Ansprechpartner und kam an sein Geld heran.

Später änderte sich das Klima. Filialen wurden dichtgemacht, sodass die Wege für eine Barabhebung oder -einzahlung weiter wurden. Gebühren wurden erhoben, sofern nicht monatlich soundsoviel Geld auf dem Konto eintraf. Und Anfang dieses Jahres gab es ein Schreiben, dass die bislang kostenlosen Überweisungsaufträge künftig unverschämte 0,99 Euro kosten würden, sofern man nicht auf Internet- oder Telefonbanking umstelle.

Ehrlich gesagt, nervt es mich schon lange, dass sich die Wirtschaft in diesem Land keinen Deut um unsere Wünsche und Bedürfnisse schert, sondern unablässig versucht, Kunden ihren Willen aufzuzwingen. Die Telekom schafft Telefonzellen ab, damit wir Handys kaufen. Die Bahn verteuert Tickets am Schalter, damit wir Online buchen. Das Finanzamt verlangt von uns, Computer zu haben und unsere Steuererklärungen online abzugeben (und besitzt dabei die Frechheit, für zusätzliche Sicherheitsstufen Geld von uns zu verlangen). Und jetzt die Postbank, die uns ein Bankverfahren überstülpen will, das ich jahrelang erfolgreich vermieden habe.

Nach einigem Zögern war ich dennoch bereit, in den sauren Apfel zu beißen, und beantragte die entsprechenden Zugangsdaten. Aufgrund verschiedener Vorkommnisse, die ich hier nicht alle aufzählen will, hatte ich jedoch irgendwann die Nase voll von dem miesen Service und beschloss, zu einer anderen Bank zu wechseln. Und beantragte bei der Postbank, eines meiner Konten – ich besaß zwei – sofort löschen zu lassen, das andere nach einer gewissen Übergangszeit Ende April. Hätte ich geahnt, was das für Folgen hat ...

Nachdem ewig nichts geschah und mich die örtlichen Mitarbeiter einer Postbankfiliale mit Allgemeinplätzen vertrösteten, ließ ich kurz vor Monatsende durch einen dieser Mitarbeiter noch einmal einen Löschauftrag losschicken. Wieder tat sich nichts. Eine Woche später forderte ich die Postbank daher per Mail auf, meinem Wunsch zu entsprechen, und bekam sinnlose Textbausteine zur Antwort. Vor kurzem endlich, nach acht Wochen (!) Bearbeitungszeit, bekam ich die Löschung bestätigt – und 5,90 Euro Kontoführungsgebühr berechnet für einen Zeitraum, in dem das Konto längst nicht mehr existieren sollte.

Mein zweites Konto, das ich ebenfalls mehrmals gekündigt hatte – per Post, durch einen Mitarbeiter vor Ort, per Mail – bestand zu diesem Zeitpunkt immer noch. Ich forderte die Postbank ultimativ auf, mein Konto binnen einer Woche zu löschen, das Restguthaben auf mein neues Konto zu überweisen und die fälschlich erhobenen Gebühren für mein erstes Konto rückzuerstatten, andernfalls sähe ich mich gezwungen, das Ganze als Betrugsversuch zu werten und rechtliche Schritte einzuleiten.

Tatsächlich wurde das Konto daraufhin (immerhin bloß vier Wochen nach dem beantragten Termin) aufgelöst. Ohne Entschuldigung, geschweige denn, dass die fälschlich erhobenen Gebühren erstattet worden wären. Anscheinend geht die Postbank davon aus, dass die Fehler und Versäumnisse Ihrer Mitarbeiter von ihren Kunden finanziert werden.

Jetzt warte ich nur noch darauf, dass ich von irgendeinem Call-Center angerufen werde und mir jemand mit säuselnder Stimme die Vorteile der Postbank aufzählt, und ob ich es mir nicht noch mal überlegen und reumütig dorthin zurückkehren möchte. Dann werde ich zum Tier.



Update 12.6.: Inzwischen hat mir die Postbank doch tatsächlich die zu Unrecht erhobenen Gebühren zurückgezahlt. Es geschehen noch Zeichen und Wunder.
 

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Vielen Dank für deinen Kommentar. Sobald ich ihn geprüft habe, schalte ich ihn frei.

Viele Grüße

Gunnar