Als Jugendlicher in einer
Kleinstadt im Zonenrandgebiet war es vor rund vierzig Jahren keine schlechte
Idee, ein Konto bei der Postbank zu eröffnen. In praktisch jedem Ort gab es
eine Filiale, man hatte immer einen Ansprechpartner und kam an sein Geld heran.
Später änderte sich das Klima.
Filialen wurden dichtgemacht, sodass die Wege für eine Barabhebung oder
-einzahlung weiter wurden. Gebühren wurden erhoben, sofern nicht monatlich
soundsoviel Geld auf dem Konto eintraf. Und Anfang dieses Jahres gab es ein
Schreiben, dass die bislang kostenlosen Überweisungsaufträge künftig
unverschämte 0,99 Euro kosten würden, sofern man nicht auf Internet- oder
Telefonbanking umstelle.
Ehrlich gesagt, nervt es mich
schon lange, dass sich die Wirtschaft in diesem Land keinen Deut um unsere
Wünsche und Bedürfnisse schert, sondern unablässig versucht, Kunden ihren
Willen aufzuzwingen. Die Telekom schafft Telefonzellen ab, damit wir Handys kaufen.
Die Bahn verteuert Tickets am Schalter, damit wir Online buchen. Das Finanzamt
verlangt von uns, Computer zu haben und unsere Steuererklärungen online
abzugeben (und besitzt dabei die Frechheit, für zusätzliche Sicherheitsstufen
Geld von uns zu verlangen). Und jetzt die Postbank, die uns ein Bankverfahren
überstülpen will, das ich jahrelang erfolgreich vermieden habe.
Nach einigem Zögern war ich
dennoch bereit, in den sauren Apfel zu beißen, und beantragte die
entsprechenden Zugangsdaten. Aufgrund verschiedener Vorkommnisse, die ich hier
nicht alle aufzählen will, hatte ich jedoch irgendwann die Nase voll von dem
miesen Service und beschloss, zu einer anderen Bank zu wechseln. Und beantragte
bei der Postbank, eines meiner Konten – ich besaß zwei – sofort löschen zu
lassen, das andere nach einer gewissen Übergangszeit Ende April. Hätte ich
geahnt, was das für Folgen hat ...
Nachdem ewig nichts geschah und
mich die örtlichen Mitarbeiter einer Postbankfiliale mit Allgemeinplätzen
vertrösteten, ließ ich kurz vor Monatsende durch einen dieser Mitarbeiter noch
einmal einen Löschauftrag losschicken. Wieder tat sich nichts. Eine Woche
später forderte ich die Postbank daher per Mail auf, meinem Wunsch zu
entsprechen, und bekam sinnlose Textbausteine zur Antwort. Vor kurzem endlich,
nach acht Wochen (!) Bearbeitungszeit, bekam ich die Löschung bestätigt – und
5,90 Euro Kontoführungsgebühr berechnet für einen Zeitraum, in dem das Konto
längst nicht mehr existieren sollte.
Mein zweites Konto, das ich
ebenfalls mehrmals gekündigt hatte – per Post, durch einen Mitarbeiter vor Ort,
per Mail – bestand zu diesem Zeitpunkt immer noch. Ich forderte die Postbank
ultimativ auf, mein Konto binnen einer Woche zu löschen, das Restguthaben auf
mein neues Konto zu überweisen und die fälschlich erhobenen Gebühren für mein
erstes Konto rückzuerstatten, andernfalls sähe ich mich gezwungen, das Ganze
als Betrugsversuch zu werten und rechtliche Schritte einzuleiten.
Tatsächlich wurde das Konto
daraufhin (immerhin bloß vier Wochen nach dem beantragten Termin) aufgelöst.
Ohne Entschuldigung, geschweige denn, dass die fälschlich erhobenen Gebühren
erstattet worden wären. Anscheinend geht die Postbank davon aus, dass die
Fehler und Versäumnisse Ihrer Mitarbeiter von ihren Kunden finanziert werden.
Jetzt warte ich nur noch darauf,
dass ich von irgendeinem Call-Center angerufen werde und mir jemand mit säuselnder
Stimme die Vorteile der Postbank aufzählt, und ob ich es mir nicht noch mal
überlegen und reumütig dorthin zurückkehren möchte. Dann werde ich zum Tier.
Update 12.6.: Inzwischen hat mir die Postbank doch tatsächlich die
zu Unrecht erhobenen Gebühren zurückgezahlt. Es geschehen noch Zeichen und
Wunder.
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Gunnar